- Der Kampf um eine neue Weltordnung geht in die nächste Runde –
von Andreas Männicke, Geschäftsführer der ESI East Stock Informationsdienste GmbH (www.eaststock.de) und Herausgeber des EAST STOCK TRENDS
+++Erste Ansätze zur Entspannung, aber nicht mehr+++USA/China-Konflikt hat mehr Gewicht+++Die FED gibt den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik bekannt +++Kommt nach der Corona-Krise eine Cyber-Krise? +++Weltbörsen nach neuem Allzeit-Hoch durch FED verunsichert+++Inflation wird zunehmend ein Thema+++Osteuropa-Börsen als Outperformer+++Exotenbörsen aus Osteuropa kommen+++Moskauer Börse schon +25%+++
Am 16. Juni trafen sich der US-Präsident Joe Biden und der russische Präsident Wladimir Putin erstmals auf neutralem Boden in Genf. Das Gespräch wurde mit Spannung erwartet und war auch dringend nötig, denn das Verhältnis zwischen den USA und Russland – immerhin zwei hoch aufgerüstete atomare Großmächte – war in der Nachkriegszeit noch nie so schlecht wie jetzt. Schon vor dem Gespräch hatte Biden „rote Linien“ aufgezeigt, die nicht überschritten werden dürfen wie ein Militäreinsatz Russlands in der Ukraine oder der Tod von dem oppositionellen Rechtsanwalt Nawalny im russischen Gefängnis.
Viele Weltbörsen befinden sich aufgrund der Geldflut der Notenbanken jetzt nahe dem Allzeit-Hoch wie der der deutsche Aktienindex DAX und der amerikanische S&P 500 Index. Aber 8 Börsen aus Osteuropa konnten sogar den DAX und den S&P-Index in diesem Jahr outperformen – an der Spitze die Börse aus Kasachstan mit einem Plus von 41 Prozent. Aber auch der russische RDX-Index stieg bereits um 25 Prozent in Euro aufgrund stark gestiegener Ölpreise. Andres Männicke gibt seine Einschätzungen über die zukünftigen Chancen auch in seinem Börsenbrief EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) und in seinem neuen EastStockTV-Video, Folge 187 unter www.youtube.com .
Besser Worte als Waffen sprechen lassen
Der US-Präsident Joe Biden hatte beim G7 Gipfel sowohl China als auch Russland als Feinde und neue Bedrohungen für die NATO bezeichnet. Er hat versucht auch Europa auf seine Seite beim Kampf gegen China und Russland zu gewinnen, wobei Europa auch den wirtschaftlichen Handel mit China und Russland ausbauen will.
Eines ist nun klar: Biden und Putin wollen im Gespräch bleiben, was gut ist. Es ist schwer zu sagen, wer bei dem Treffen am 16. Juni von Biden und Putin in Genf als Sieger hervorging. Beide Seiten haben ihre Meinungsunterschiede und Differenzen in einem freundlichen, aber nicht freundschaftlichen Ton zur Sprache gebracht. Ob dies sofort zu einer Entspannung führen wird, ist zweifelhaft. Immerhin dürfen bei Botschafter wieder ihre Arbeit aufnehmen, was zu begrüßen ist. Es ist jetzt sehr wichtig, dass der Gesprächsfaden nicht abreist. Dies ist besonders wichtig, wenn es Stellvertreterkriege gibt oder neue geben könnten wie zuvor in Syrien und der Ukraine, die aber auch noch nicht befriedet sind. Denn aus einem Stellvertreterkrieg könnte irgendwann auch einmal ein Weltkrieg der militärischen Großmächte werden, was es unbedingt zu vermeiden gilt.
Eine neue Weltordnung entsteht, aber wer hat in Zukunft das Sagen?
Bei dem Gespräch mit Putin und Biden ging es auch um eine neue Weltordnung, wo neben den USA auch China und Russland ein Wort mitreden wollen. Das gemeinsame Ziel von China und Russland ist, die Weltherrschaft von den USA abzubauen und selbst ein gewichtiges Wort mitzureden. Rein wirtschaftlich wird das China besser gelingen als Russland. In der Arktis gibt es neue Rohstoffpotentiale, die sowohl für Russland als auch den USA von großem Interesse sind. Es wäre fatal für die ganze Welt, wen der Versuch unternommen wird, diese Interessenkonflikte militärisch zu lösen so wie es bei vielen Stellvertreter-Kriegen schon der Fall war und ist wie in Syrien und der Ukraine.
Russland ist aufkommende Krisen gut vorbereitet, die USA aber auch?
Auch der Versuch der Isolierung Russlands durch fortgesetzte Sanktionen, wo die Daumenschrauben immer mehr angezogen werden (ähnlich wie im Iran), kann irgendwann zu einer militärischen Auseinandersetzung führen, der für die ganze Welt gefährlich ist. Sowohl die USA, aber auch China und Russland haben enormem aufgerüstet und der Waffenexport ist weiterhin eine wichtige Einnahmenquelle, auch für Deutschland. Dabei stieg die Verschuldung auch durch die Corona-Krise weltweit enorm an. Ob das globale Verschuldungsproblem nur durch mehr Wachstum gelöst werden kann, ist fraglich. Eine zu hohe dauerhafte Inflation kann schnell zu einem enormen Problem für alle Kapitalmärkte werden.
Hier ist Russland aber wesentlich geringer verschuldet und auch sogar besser abgesichert als die USA, da Russland ständig im Krisenmodus ist und sich aufkommende Krisen auch besser vorbereitet. So hat Russland als Puffer einen Wohlstandsfonds im Volumen von 160 Mrd. US-Dollar und Währungsreserven von über 600 Mrd. US-Dollar und dies bei Leistungsbilanzüberschüssen und einer Verschuldung von nur 20 Prozent des BSP, wobei die USA schon mit 125 Prozent des BSP verschuldet sind.
Kommt nach der Coronakrise eine Cyber-Krise oder ein Black-out?
Die Digitalisierung ist für alle Länder der Welt wichtig, auch für Russland, obwohl die digitale Welt von den Großkonzernen der USA eindeutig beherrscht wird. Sie schafft aber auch neuen Verwundungspotentiale, wenn Cyberattacken überhand nehmen oder wenn es zu lokalen Black Outs kommen sollte. Dies wird gerade unter der Leitung der Sberbank virtuell im Internet geübt mit dem Planspiel des Weltwirtschaftsforums Polygon erprobt und getestet. Kommt etwa nach der Corona-Krise nicht nur eine Klima-Krise, sondern auch eine Cyber-Krise und wenn ja von wem wird sie gesteuert bzw. initiiert? Hier ist viel Spielraum für neue Verschwörungstheorien.
Der Gesprächsfadem zwischen Biden und Putin darf nicht abreißen
Es war ein Gespräch auf Augenhöhe zischen Biden und Putin und dies ist auch sehr wichtig für Putin, der damit auf die Weltbühne zurückkehren kann. Bidens Anklagepunkte, die auch zur Begründung der Sanktionen dienen, sind zahlreich wie das angeblich aggressive Verhältnis Russland in der Ukraine und die Cyberattacken von Russen auf amerikanischen Firmen und die angebliche Einmischung in den US-Wahlkampf. Alles das ist aus Putins Sicht aber bisher nicht beweisen und daher seien die ständigen Sanktionen auch nicht angebracht. Es ist aber kaum damit zu rechnen, dass die US-Sanktionen schnell beendet werden.
China bleibt der „Hauptfeind“ der USA, aber dann kommt gleich Russland
Der wirtschaftlich bedeutsamere Konkurrent für die USA beim Kampf um eine neue Weltordnung ist sicherlich China, wobei Biden auch nicht will, dass Russland in Zukunft sich sowohl wirtschaftlich als auch militärisch mehr an China bindet. Biden will aber auch vermeiden, dass Russland wieder ein strategischer Partner von Deutschland wird, wie es im Fall vom Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder der Fall war. Bei den bisherigen Sanktionen gegen den Bau der Nordischen Pipeline wird Biden keinen Abstand von den Sanktionen nehmen, aber wohl in Absprache mit Angela Merkel keine neuen Sanktionen gegen europäische Unternehmen aussprechen, so dass davon auszugehen ist, dass die von Gazprom gebaute Nordirische Pipeline bis Ende des Jahres fertiggestellt wird. Allerdings gibt es auch nach wie vor starke Gegner in der EU gegen den Bau der Nordischen Pipeline vor allem aber bei den Politkern der Grünen.
Die Corona-Krise beschäftigen weiterhin sowohl die USA als auch Russland mit unterschiedlicher Impfbereitschaft
Die Corona-Krise beschäftigt nach wie vor beide Länder, USA und Russland, wobei Russland nicht so hohe Einbrüche im letzten zu verzeichnen hatte wie die USA. Russland hate zwar bisher keinen zweiten Lockdown, dafür gab es jetzt in Moskau eine vom Moskauer Bürgermeister angeordnete freie Arbeitswoche in Moskau, weil dort die Zahl der Coronainfizierte wieder sprunghaft auf 6000 am Tag angestiegen ist. Im Gegensatz zu den USA ist die Impfbereitschaft in Russland weiter hin sehr gering. Nur 12 Prozent der Bevölkerung sind bisher in Russland mit Sputnik V geimpft. In Deutschland wurden bereits 30 Prozent zweimal und 50 Prozent einmal geimpft. In den USA wurden schon 311 Mio. Personen geimpft, mehr als in der EU mit etwas über 300 Mio. Personen. In den USA sind damit 58 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Jetzt lässt die Impfbereitschaft aber auch in den USA nach.
Die FED gibt erste Signale zur Beendigung der ultralockeren Geldpolitik
Neben den mit Spannung erwarteten Gespräch mit Putin und Biden war auch die letzte FED-Sitzung von Bedeutung. Die FED gab erstmals bekannt, dass sie die Zinsen wegen der guten Konjunktur schon im Jahr 2023 mit 2 Zinsschritten erhöhen wird. Zudem wurde diskutiert, ob und wann der Aufkauf von Wertpapieren in dem Umfang wie zuvor weiterhin fortgesetzt wird. Die Bundesbank ist schon lange für die baldige Beendigung des Wertpapier-Aufkaufprogramms der EZB im Volumen von 120 Mrd. Euro.
Sobald die Drogenpolitik der Notenbanken aber beendet wird und dem Markt weniger Liquidität zugeführt wird, wird es auch eng für die Aktien- und Rohstoffmärkte in Zukunft. Durch das sogenannte „Tapering“ könnte auch die Aktien-Hausse beendet werden. Aber auch die Höhe der Inflationsrate ist für die Zukunft der Aktien- und Anleihenmärkte bedeutsam.
Die FED betrachtet die Inflation nur als temporäres Problem, das später wieder verschwinden wird. Die Rohstoffpreise waren in 1 Jahr stark gestiegen und auch die Löhne werden jetzt wieder ansteigen, so dass zunächst der Inflationsdruck erhalten bleibt. Die Aktienmärkte korrigierten wegen der Inflationsgefahren und Zinsängste bereits am vergangenen Freitag kräftig. So gab der deutsche Aktienindex DAX am Freitag um 1,78 Prozent auf 1,78 Prozent und der amerikanische Aktienindex Dow Jones Industriel Index (DJI) um 1,58 Prozent auf 33.290 Indexpunkte nach. Damit stieg der DAX seit Jahresbeginn „nur“ noch um 12,45 Prozent und der DJI um 10,14 Prozent.
8 Osteuropa-Börsen können den DAX schon wieder klar outperformen!
Sehr gut konnte sich hingegen einige Aktienmärkte aus Osteuropa behaupten, die auch schon zuvor den DAX und DJI klar outperformen konnten. So stiegen die Aktienmärkte in Kasachstan, der Ukraine, Russland, Bosnien und Polen am Freitag leicht an, während die westlichen Weltbörsen strak nachgaben. 8 Börsen aus Osteuropa konnten auch schon zuvor den DAX und DJI klar outperformen. So stieg der KTX-Index für Kasachstan bis zum 19. Juni um 41,0 Prozent auf 564 Indexpunkte, der UTX-Index für die Ukraine um 30,89 Prozent auf 160 Indexpunkte, der RDX-Index für Russland um 27 Prozent auf 1797 Indexpunkte, der BTX-Index für Bulgarien um 26,5 Prozent auf 1622 Indexpunkte, der CTX-Index für Tschechien um 21,25 Prozent auf 1475 Indexpunkte, der ROTX-Index für Rumänien um 19,44 Prozent auf 14.314 Indexpunkte, der BATX-Index für Bosnien um 17,10 Prozent auf 862 Indexpunkte und der HTX-Index für Ungarn um 19,96 Prozent auf 4402 Indexpunkte, alles wohlgemerkt auf Eurobasis und nicht in Landeswährung. Aber auch die baltischen Börsen aus Estland, Lettland und Litauen liegen schon seit Jahren immer ganz vorne unter den Top-Performern der Welt und werden dennoch kaum beachtet. Etwas schlechter als der DAX schnitt in Osteuropa nur der CROX-Index für Kroatien mit einem Plus von 11,57 Prozent und der PTX-Index für Polen mit einem Plus von 9,64 Prozent auf 1031 Indexpunkte ab.
Fazit: Sie können mit Aktien aus Osteuropa immer wieder klar outperformen; nur erzählt Ihnen das kein Bankberater und auch nur wenige Vermögensberater. Auch in den Medien werden die Börsen aus Osteuropa immer noch sehr stiefmütterlich behandelt.
Erst informieren, dann investieren
Informieren Sie sich jetzt auch ausführlich über die Hintergründe und die Entwicklung der Ukraine/Russland-Krise aber auch das zukünftige Erholungspotential der unterbewerteten Aktien aus Osteuropa. Auch im Baltikum, Rumänien und der Ukraine gibt es neue Chancen, wobei die jeweiligen Aktienindices in 2019 alle im Plus waren. So konnten sich einige ukrainische Agraraktien seit 2016 im Kurs schon mehr als verdoppeln und in 2018 stieg der PFTS-Index schon wieder über 70 Prozent. Die Aktien aus Kasachstan zählten 2017 zu den Top-Performern der Welt (+56 Prozent), nicht aber in 2018 und auch nicht in 2019, dafür aber wieder in 2020/21.
In 2018 zählten bereits 10 Aktienmärkte aus Osteuropa zu den an den besten performenden Aktienmärkten der Welt, die alle den DAX und auch den US-Aktienmarkt klar outperformen konnten. Die Moskauer Börse war in 2019 schon wieder der klare Outperformer unter allen Weltbörsen mit einem Plus von über 46 Prozent in Euro. Aber auch die Bukarester Börse (Rumänien) stieg schon um über 32 Prozent in 2019. Die Aktienmärkte in Südosteuropa und auch in den baltischen Ländern blieben sehr stabil im Plus (Kroatien +13 Prozent). Im letzten Jahr zählten 6 Börsen aus Osteuropa zu den 30 an den besten performenden Aktienmärkten der Welt und in diesem Jahr bis Ende Mai 2021 sogar 12 Börsen aus Osteuropa. Es lohnt sich also weiterhin nach dem Corona-Crash ein Blick über den Tellerand nach Osteuropa.
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Der letzte EST erschien am 31. Mai 2021. Die alten Muster-Depots des EST konnten bereits in 2019 kräftig zulegen. Die „Aktie des Monats“ aus dem September 2018 Polyus Gold stieg bereits um über 100 Prozent und die Goldaktie Petropavlovsk sogar um fast 400 Prozent im Hoch. Ende 2018 wurde ein neues „goldiges“ Muster-Depot im EST aufgemacht, das bereits mit 137 Prozent in Plus ist und das neue Depot vom Dezember 2019 mit Turnaround-Kandidaten stieg um 51 Prozent. Der Kupferproduzent KGHM Polska Miedz konnte bereits um 112 Prozent seit Dezember 2019. Die „Aktie des Monats“ im Dezember 2020 TCR Group – eine schnell wachsende Fintech-Bank aus Russland – stieg bereits um über 140 Prozent in 6 Monaten. In Kasachstan machte das neue IPO Kaspi.kz, ein schnell wachsendes Fintech-Unternehmen aus Kasachstan Furore, das im vorletzten EST ausführlich vorgestellt wurde. Die „Aktien des Monats“ vom Januar 2021, die Eisenerzunternehmen Ferrexpo und Black Iron aus der Ukraine konnte bereits um 56 bis 58 Prozent seit Jahresbeginn zulegen. Die „Aktie des Monat März“ Gazprom stieg bereits um über 20 Prozent in 2 Monaten und über 70 Prozent in 1 Jahr. So gibt es immer wieder neuen Chancen an den Ostbörsen! Das Motto bleibt daher: Go East!
Interview-Hinweise: Das letzte TV-Interview in NTV/Telebörse war am 15. April 2021 zusammen mit Andreas Männicke und Kemal Bagci von der BNP Paribas und das letzte Radio-Interview war am 24.521 in Börsen Radio Networks. Das nächste Interview wird im Juli in Börsen Radio Networks sein. Das letzte Interview für Investainment auf www.youtube.com mit Rainer Hahn und Andreas Männicke entstand am 18. Juni 2021. Sie können sich die Interviews jetzt bei www.eaststock.de, dort unter der Rubrik „Interviews“ runterladen, ebenso wie das gleichnamige EastStockTV-Video, Folge 187 vom 20. Juni 2021. By the way: haben Sie schon den YouTube-Kanal EastStockTV abonniert?
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